Ausreise mit Familie

Auch für mitausreisende Familienangehörige garantiert das EhfG Familienbestandteile beim Unterhaltsgeld, die Finanzierung der Flüge, der Versicherungen und so weiter. Wenn ihr*e Ehepartner*in im Einsatzland arbeitet, wird das Einkommen ab einer gewissen Einkommenshöhe auf das Unterhaltsgeld angerechnet bzw. verrechnet. Vor Ort gibt es in der Regel nationale, internationale und teilweise auch deutsche Schulen. Eltern suchen selbst eine Schule für die Kinder aus. Die Schulkosten werden (zum Großteil) erstattet.

Mit-reisen und gestalten: Familien berichten

Wer sich dazu entschließt, Entwicklungsdienst zu leisten, lässt sich darauf ein, die gewohnte Umgebung zu verlassen und in einem fremden Land mit einer anderen Kultur zu leben. Dies ist ein einschneidendes Erlebnis. Aber nicht nur die Fachkräfte selbst müssen die Bereitschaft mitbringen, sich auf andere Lebens- und Arbeitsbedingungen einzulassen, sondern auch ihre Familienangehörigen. 

Doch was bedeutet es, mit der Partnerin oder dem Partner in den Entwicklungsdienst zu gehen? Den eigenen Arbeitsplatz aufzugeben und sich vor Ort eine neue Beschäftigung zu suchen? Sich um die Kinder zu kümmern? Mit-Reisen bedeutet nicht nur den Partner oder die Partnerin im Entwicklungsdienst zu unterstützen, sondern auch das eigene Leben im Einsatzland zu gestalten und sich eigene Wirkungsräume zu schaffen.

Die Zeit als mit-gereiste Partnerin habe ihr Leben und das ihres Mannes nachhaltig verändert und spannend gemacht*), sagt Elvira Herschel-Kummer, die ihren Mann von 2009 bis 2013 in den Entwicklungsdienst nach Südafrika begleitet hat. Sie hat sich dort unter anderem in der Hortbetreuung für Schulkinder engagiert und ein Studium an einer Hochschule in Magdeburg absolviert – den überwiegenden Teil der Vorlesungen konnte sie via Skype verfolgen, zu Präsenzphasen und Prüfungen kam sie nach Deutschland.

Ob Mitausreisen, Miteinreisen oder Zurückbleiben – das Thema hat viele Facetten. Wie wichtig die Unterstützung durch Angehörige ist, hören wir bei unserer Arbeit mit Rückkehrenden im Förderungswerk immer wieder. Auch Christine Fach, Projektleiterin an der Akademie für Internationale Zusammenarbeit, kann dies bestätigen: „Partner*innen, die hinter dem Auslandsaufenthalt stehen und ihn aktiv gestalten, erleben diese Zeit oft als eine bereichernde Erfahrung und stabilisieren damit gleichzeitig das gesamte Familiensystem“.*)

Das ist aber nicht immer leicht und für die eigene berufliche Entwicklung eine große Herausforderung. An vielen Orten gibt es kaum Möglichkeiten, eine der Qualifikation entsprechende Arbeit zu finden, in manchen Ländern scheitert diese Option auch schon an der fehlenden Arbeitserlaubnis. Viele erleben dies als Bruch. „Es ist wichtig, dass man eben nicht nur einfach „mitgeht“, sondern für sich selbst eine aktive Entscheidung trifft“*), erklärt Ute Ohme, die viele Jahre im Ausland verbrachte und heute als Coach mit den Schwerpunkten Internationale Mobilität und Berufswegplanung arbeitet. Viele Mitgereiste engagieren sich ehrenamtlich, nutzen die Zeit für Weiterbildungen oder arbeiten freiberuflich, um ihren eigenen Platz im Entwicklungsdienst zu finden – und rufen damit oft beeindruckende Projekte ins Leben.

Mehr erfahren Sie in unserer Zeitschrift transfer „Mit-reisen und gestalten“.

Third Culture Kids

Auch bei Kindern, die in einem fremden Land gelebt haben oder dort geboren sind, hinterlässt Entwicklungsdienst Spuren. Sie knüpfen Freundschaften, wachsen mehrsprachig auf, lernen von klein auf kulturelle Diversität kennen. Manche besuchen internationale Schulen, andere absolvieren im Heimunterricht zusätzliche Unterrichtsstunden in Deutsch. Und sie müssen das alles irgendwann wieder verlassen, um zurückzugehen in ein Land, das ihnen vielleicht fremder ist als das, in dem sie die letzten Jahre verbracht haben.

Maxi Cordes arbeitet als Diakonin und Gemeindepädagogin mit Third Culture Kids, also mit Kindern und Jugendlichen, die eine längere Zeit mit ihren Eltern in einer Kultur verbracht haben, die den Eltern selbst fremd war. Sie sagt: „Ich erlebe diese jungen Menschen immer als ganz ungewöhnlich offen. Ich arbeite auch viel mit Jugendlichen in anderen Kontexten, aber die Gruppendynamik bei den Third Culture Kids hat immer ein ganz besonderes, ein unglaublich rasantes Tempo.“

Viele Kinder wachsen in bi-nationalen Familien auf. Das kann bei der Rückkehr nach Deutschland eine besondere Herausforderung bedeuten. Der Verband bi-nationaler Familien in Deutschland stellt viele hilfreiche Informationen bereit. Daneben gibt es die „Community‘„ von Rückkehrer*innen aus dem Entwicklungsdienst, die einen ähnlichen Hintergrund hat: Kontakte und Austausch sind auch hier immer eine große Bereicherung. Wie eine Kindheit im Entwicklungsdienst auch spätere Ausbildungs- und berufliche Entscheidungen prägt, schildert ein Rückkehrer aus dem Entwicklungsdienst sehr anschaulich: „Ich habe die ersten fünf Lebensjahre als Kind eines Entwicklungshelfers in Afrika verbracht [...] auch in meinem Studium war der Schwerpunkt immer Entwicklungszusammenarbeit. Es war immer klar, dass ich das machen wollte. Ich habe dann auch meine Abschlussarbeit in Sambia geschrieben über ein Praktikum bei einem anderen Entwicklungshelfer. Und ja, das war irgendwie immer klar und vorgezeichnet.“

*) Die gekennzeichneten Zitate stammen aus der transfer 2018-2.

  • Die Diakonin und Gemeindepädagogin Maxie Kordes arbeitet mit Third Culture Kids und erklärt, was es heißt, in einer "Drittkultur" zu leben.
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