Die eigenen Kompetenzen und Stärken neu bewertet

Wertvolle Reflexion mit dem ProfilPASS

Laura Krings

Als ich von meinem Einsatz in einem Umweltprojekt der GIZ in Benin und Togo zurückkehrte, war ich voller Eindrücke und sehr motiviert, meine Erfahrungen aus dem Entwicklungsdienst beruflich zu nutzen. Doch hatte ich zunächst keine genaue Vorstellung von meinem weiteren beruflichen Weg. Ich wusste nur: Ich wollte gerne im Umweltbereich und möglichst weiterhin international tätig sein.

Das ist gelungen: Mittlerweile arbeite ich bei der Tropenwaldstiftung OroVerde in Bonn, die an der Schnittstelle zwischen Umweltschutz und Entwicklungszusammenarbeit angesiedelt ist. Hier habe ich eine Stelle gefunden, die mich fachlich mehr als zufriedenstellt. Und das bei einer international agierenden NGO, mit deren Werten und Zielen ich mich identifiziere.

So eine gute Kombination zu finden, hätte ich in der Phase unmittelbar nach meiner Rückkehr gar nicht erwartet. Nach ersten Sondierungen des Stellenmarktes und Bewerbungsversuchen überkamen mich zunächst Zweifel: War mein Profil in Deutschland überhaupt gefragt? Ließen sich die speziellen Erfahrungen in die Schablonen des deutschen Stellenmarktes übertragen? War ich nicht für das Berufsberatungsangebot der Bundesagentur für Arbeit viel zu exotisch?

Zuerst das Profil erarbeitet

Mit solchen Fragen im Kopf wandte ich mich an die Beratung der AGdD. Schon nach den ersten Gesprächen wurde mir klar: Ich musste erst einmal meine Zeit als Fachkraft im Entwicklungsdienst reflektieren und mein persönliches Profil klären. Und genau dafür gab es mit dem „ProfilPASS Entwicklungsdienst/Ziviler Friedensdienst“ ein gutes Werkzeug.

Zunächst habe ich zusammen mit Sabine Maier, der Referentin für berufliche Veränderungsprozesse bei der AGdD, meine berufliche Entwicklung betrachtet: Beginnend beim Geographiestudium mit den Schwerpunkten Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit über Forschungsaufenthalte, Praktika und das FSJ in Südamerika und Westafrika bis zu meiner GIZ-Zeit in Benin und Togo. Dort hatte ich zusammen mit der Bevölkerung und Umwelt-NGOs Managementpläne für ein Biosphärenreservat entwickelt. Mein berufliches Profil war also stark davon geprägt, mit lokalen Akteuren im Globalen Süden zusammenzuarbeiten.

Wir haben dann die unterschiedlichen beruflichen Rollen herausgearbeitet, die ich bis dahin innehatte, und diese anschließend systematisch „zerlegt“: Was habe ich im Einzelnen getan? Wie bin ich bei bestimmten Aufgaben genau vorgegangen? Was kann ich aus diesen Bestandteilen über meine Fähigkeiten sagen? In welchen Kontexten habe ich diese Fähigkeiten genutzt? Daraus ließen sich dann am Ende ganz konkrete Qualifikationen ableiten.

Eigene Stärken neu bewertet

Ich habe heute noch die systematische Tabelle meines Profils vor Augen, die wir so erarbeitet haben. Interessant war, dass ich dabei Kompetenzen und Eigenschaften an mir entdeckt habe, die ich vorher gar nicht benennen konnte. Ein Beispiel: Ich habe durch meine Arbeit mit vielen unterschiedlichen Akteuren einiges an flexibler Gesprächsführung, Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit gelernt. Erst im Prozess habe ich realisiert, dass ich diese Stärken während meiner Zeit als Fachkraft entwickelt habe.
Das alles hat dazu beigetragen, dass ich meine eigenen Erfahrungen besser wertschätzen und sie an neue potenzielle Arbeitgeber*innen vermitteln konnte.

Hilfreich bei der Stellensuche

Für meinen Bewerbungsprozess waren diese Ergebnisse aus der ProfilPASS-Arbeit eine enorme Unterstützung: Das fing schon damit an, dass ich die Stellenausschreibungen anders gelesen habe: Jeden Punkt habe ich zerlegt und überlegt, welche Anforderungen genau gestellt sind, ob ich diese wirklich erfüllen kann und möchte.

Durch die systematische Betrachtung der Erfahrungen konnte ich dann in den schriftlichen Bewerbungen gezielt auf den Punkt bringen, was ich mitbringe. Und schließlich hatte ich auch in Bewerbungsgesprächen die passenden Beispiele parat, was die Selbstdarstellung authentischer macht. So konnte ich viel selbstbewusster, klarer und überzeugender auftreten.

Den optimalen Job gefunden

Auch bei der Vorbereitung der Bewerbung für meine aktuelle Stelle habe ich die Unterlagen des ProfilPASSes noch einmal hervorgeholt und genutzt, bevor ich ins Bewerbungsgespräch gegangen bin. Seit dem Sommer 2021 arbeite ich nun bei OroVerde und bin mit dieser Stelle sehr glücklich: Ich koordiniere internationale Projekte, die mit den Schwerpunkten Tropenwald und Umwelt zu tun haben. Dabei spielt – wenn auch im Wesentlichen von Deutschland aus – unter anderem der intensive Austausch mit den Partnerorganisationen vor Ort eine große Rolle. Für mich ist es die optimale Fortsetzung meiner Aktivitäten aus dem Auslandseinsatz.

Ein ausführlicher Erfahrungsbericht von Laura Krings über ihre Rückkehr und ihren Weg zurück in den Arbeitsmarkt in Deutschland ist in transfer 02/2019 erschienen. 

Kompetenzbilanz mit dem ProfilPASS