Friedensarbeit für die Philippinen

Engagement in der Diaspora in Deutschland

Daniel Ong (vorne 2.von rechts)

Bevor ich in den Entwicklungsdienst aufbrach, hatte ich mich bereits etwa drei Jahre lang in Köln und anderswo in Deutschland bei mehreren Organisationen und Initiativen für Migrant*innen engagiert. 2006 ging ich dann in die Philippen und arbeitete dort für den EED als Entwicklungshelfer auf Mindanao, der südlichen Philippineninsel. Danach war ich bis 2017 vier Jahre lang als Experte im zivilen Friedensdienst tätig, sowohl für Brot für die Welt als auch für das forumZFD. In den letzten zwei Jahren meines Aufenthalts in den Philippinen wurde ich dann immer mehr damit konfrontiert, wie die sozialen Medien, vor allem facebook, nicht nur den Alltag des durchschnittlichen Filipinos dominieren, sondern auch vom Staat und der politischen Opposition instrumentalisiert werden.

Inzwischen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Dialog der Exil­Filipinos in Deutschland untereinander zu fördern, um die Demokratie und die Achtung der Menschenrechte in den Philippinen zu stärken. Die in Europa lebenden Filipinos spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen das Morden im “Drogenkrieg” der Duterte Regierung.

Als Mitglied des Organisationskomitees der Ökumenischen Philippinenkonferenz (ÖPK) und des Philippinenbüros im Kölner Asienhaus war ich an der Organisation zweier Veranstaltungen im Oktober 2018 beteiligt: Das war zum einen die 34. ÖPK „Philippinische Medien im Spannungsfeld zwischen Aufklärung, Entertainment und Desinformation“ in Bonn und zum anderen “Bahaghari: ein Abend mit Bildern, Musik und Geschichten aus den Philippinen” in Köln. Auf beiden Veranstaltungen traten Raffy Lerma, ein erfahrender philippinischer Fotojournalist, und Janine Quintana, eine Sängerin und Künstlerin auf. Beide waren von Misereor und der ÖPK nach Deutschland eingeladen worden.

„Wir müssen das Drogenproblem lösen, aber nicht durch Morde“, sagte Lerma. Für ihn ist die Armut die Hauptursache für dieses Problem. Die meisten Opfer seien arm. Er forderte die anwesenden philippinischen Auswanderer auf, sich „zu engagieren, auch wenn es nur zu Hause in kleinen Gesprächen geschieht, um dieses sinnlose Töten zu beenden und Gerechtigkeit für die Opfer walten zu lassen“.

Nach aktuellen Schätzungen sind seit Beginn des Drogenkrieges bereits 5.000 Menschen umgekommen. Doch Menschrechtsorganisationen wie Amnesty International vermuten, dass die Dunkelziffer eher bei 20.000 Todesopfern liegt. Die meisten dieser Morde werden von Selbstjustizgruppen mit Verbindungen zur Polizei verübt.

Die Frage, ob er nach zwei Jahren Recherchen und Bearbeitung des Themas Drogenkrieg auch Alpträume habe, verneinte Lerma. Aber er erzählte, dass er Drohungen erhalten habe – das sei die unvermeidbare Schattenseite seiner journalistischen Arbeit. Drohungen sind eine psychologische Waffe, die das Regime einsetzt, um Kritiker zum Schweigen zu bringen. Für Raffy Lerma ist der Dialog mit der Öffentlichkeit und mit den Exil-Filipinos eine Art Therapie.

Die Lieder von Quintana hatten alle eine Botschaft. Sie erklärte wie die sozialen Medien, vor allem facebook, ein Klima des Hasses und der Gewalt gesät haben – unter anderem durch die Verbreitung von Fake­news. Die Regierung benutze die sozialen Medien, um ihre Kritiker zu verteufeln. Die im Ausland lebenden Filipinos sollten daher alles sehr kritisch lesen, alle Fakten sorgfältig überprüfen und „zwischen den Zeilen“ lesen. „Checkt alle Weblinks, engagiert Euch – aber ohne Hass“ sagte sie.

In Deutschland leben ungefähr 80.000 Filipinos, die Hälfte von ihnen ohne Aufenthaltserlaubnis. Sie kamen seit den späten 1960er Jahren in drei großen Schüben hierher. Die meisten von ihnen betreuen alte und kranke Menschen, arbeiten als Matrosen oder sind mit Deutschen verheiratet (hauptsächlich die Frauen).

Daniel Ong war von 2006 bis 2014 auf den Philippinen