Pressemitteilung

„Mit Weltblick ins Amt“

Rückkehrer*innen aus dem Entwicklungsdienst bringen neue Perspektiven in deutsche Behörden

Bonn, 21. Juli 2025. „Jede Fachkraft kommt verändert und ‚schlauer‘ aus dem Ausland zurück. Sie haben Kompetenzen erworben, die auch bei uns in Kommunalverwaltungen, Städten und Behörden, also im Öffentlichen Dienst, stark nachgefragt sind,“ erklärt Dr. Gabi Waibel, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste e.V. (AGdD). Durch die Arbeit mit Rückkehrer*innen sei der Dachverband auf die besonderen Potentiale zurückgekehrter Fachkräfte in dieser Branche aufmerksam geworden. Die AGdD vertritt von Bonn aus die bundesweit sieben Träger des Entwicklungsdienstes.

Entwicklungsdienst finde oft in herausfordernden und in der Regel kulturell anderen Kontexten statt, so Waibel. „Diese Arbeit erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation und Lernbereitschaft.“ Fachkräfte im Ausland müssten zunächst zuhören, beobachten und Vertrauen aufbauen und dann gemeinsam mit den Partnern und Kolleg*innen vor Ort Projektziele umsetzen. „In diesen Einsätzen erwachsen Change-Management-Kompetenzen, die auch hier in der Verwaltung gebraucht werden, gerade auch auf Führungsebene“, sagt Waibel und verweist auf einige Beispiele:

Michael Konow war bis 2011 Fachkraft für die heutige Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Niger. Seit 2020 ist er Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda, wo er mit einem neuen Konzept erfolgreich eingestiegen ist. 2022 wurde die IHK Fulda in der Kategorie „Pioneers in Public Institutions“ mit dem “New Work Award“ ausgezeichnet. Inwieweit seine Erfahrungen aus dem Entwicklungsdienst hier eingeflossen sind? Im Ausland wichtig waren „partizipative Formate, absolute Transparenz und das Hochhalten von Werten wie Nachhaltigkeit und Vielfalt,“ führt Konow aus. All dies sei auch für seine Arbeit bei der IHK heute bedeutsam.

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Isabel Glaser, zunächst Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik (2019-22), aktuell Team Bürgerschaftliches Engagement sowie Stabsstelle OB bei der Stadt Göppingen, war bis 2018 für AGIAMONDO im Entwicklungsdienst in Peru. Dort hat sie junge Erwachsene begleitet, die einen Freiwilligendienst absolvierten, und die „Young Caritas“ mit aufgebaut. Für ihre aktuelle Anstellung seien zwei der im Ausland erworbenen Kompetenzen besonders hilfreich: „Netzwerken und Flexibilität“. Unter ihrer Mitwirkung erzielte das ausgezeichnete Projekt "Wegekompass Göppingen 2035“ (aktueller Name: „Göppinger Zielsystem 2035") sehr gute Ergebnisse in der Förderung von Bürgerbeteiligung. Dabei hat sie erkannt: Der Öffentliche Dienst sei „ein bisher noch unterschätzter Hebel für gesellschaftliche Veränderungen, und wir können mit unserer vielleicht manchmal etwas unkonventionellen Gestaltungskraft dort ansetzen.“

Martin Henrich war bis 2021 für Coworkers in Ecuador. Aktuell ist er für das Regierungspräsidium Freiburg im Referat Hochwasserschutz, Planung und Bau in Offenburg als verantwortlicher Projektingenieur tätig. Neuen Arbeitssituationen und Herausforderungen, z. B. einer Deichsanierung mit komplexen Verwaltungsvorschriften, begegnet er mit Ruhe und Gelassenheit, „da ich auch in Ecuador oft unerwartet vor schwierigen Aufgaben oder Herausforderungen stand“. Diese zu meistern habe er dort gelernt. Zudem habe er aus seiner interkulturellen Arbeit mitgenommen, „Menschen vorbehaltlos zu begegnen.“ Auch das zahle sich in der hiesigen Verwaltungsarbeit aus.

„Kommunen und Behörden haben im Moment viele Herausforderungen. Die Potenziale von Fachkräften aus dem Entwicklungsdienst, die einen ganz besonderen Erfahrungsschatz im Gepäck haben, sollten wir da stärker berücksichtigen“, erklärt AGdD-Geschäftsführerin Gabi Waibel. Das reiche von internationalem Projektmanagement und Organisationsentwicklung über die Steuerung der Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure oder Konfliktberatung bis zu Wissensmanagement und anderem mehr. In der aktuellen, oft kritischen Debatte rund um die Entwicklungszusammenarbeit fehle die Perspektive auf diese Potenziale zu häufig.

Wir freuen uns, wenn Sie berichten. Dr. Gabi Waibel sowie die Rückkehrer*innen stehen gerne für Interviews zur Verfügung.
 

Der Dachverband: Die Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste e.V. (AGdD) vertritt von Bonn aus die vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) anerkannten sieben Träger des Entwicklungsdienstes: AGIAMONDO e.V., Dienste in Übersee (unter der Marke „Brot für die Welt“), COWORKERS - Christliche Fachkräfte International e.V., EIRENE - Internationaler Christlicher Friedensdienst e.V., das Forum Ziviler Friedensdienst e.V. (Pro Peace), die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und Weltfriedensdienst e.V. Mit ihrem Förderungswerk berät und unterstützt die AGdD trägerübergreifend die zurückkehrenden Fachkräfte und mitgereiste Partner*innen bei beruflichen Veränderungsprozessen und ihrer weiteren Orientierung nach dem Dienst.

Pressekontakt: Silke Wesemann, Silke.Wesemann@agdd.de, +49-228-908 99 35