Wie werden wir lernen?

Als „Digital Ambassador“ der GIZ in Namibia – Teil 2

„Digital Ambassadors“ sind Fachkräfte im Entwicklungsdienst, die im Rahmen der „Digital Ambassador Initiative“ der GIZ weltweit in Vorhaben der GIZ tätig sind. Als fachliches Peer-Netzwerk stehen sie untereinander in direktem Lern- und Beratungsaustausch, und gestalten den entwicklungspolitischen Dialog innerhalb der GIZ zu inklusiver digitaler Transformation mit. Die Fachkräfte selbst bringen unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten mit, die für Digitalisierung von Relevanz sind – von Datenanalyse oder dem Einsatz Künstlicher Intelligenz bis zur Entwicklung von Digitalisierungsstrategien oder der Unterstützung digitaler Bildungs- oder Start-up Systeme. Wichtig sind Professionalität sowie Sensibilität für die Herausforderungen digitalen Wandels im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext. Damit fördern Digital Ambassador-Einsätze die Kompetenzen von Partnerorganisationen und deren Zielgruppen, die digitale Transformation aktiv mitzugestalten. 

Georgina Kozmon arbeitet als Digital Ambassador für die GIZ in Windhoek, Namibia. Sie berät Berufsschulen im Einsatz digitaler Tools und E-Learning-Formate und unterstützt nationale Behörden, Digitalisierung im Bildungsbereich systemisch zu verankern. Im zweiten Teil des Interviews spricht sie über bisherige Erfolge, weitere Handlungsbedarfe und Learnings, die sie aus ihrem Projekt bisher mitnehmen konnte. 

Zum 1. Teil des Interviews

Was konntest du mit deiner Arbeit bisher erreichen?

Aus den drei Berufsschulen, mit denen ich vor fünf Jahren gestartet bin, ist heute ein Netzwerk an Schulen geworden, die sich auf die Reise der Transformation des Berufsbildungssektors machen wollen. E-Learning ist verständlicher für die Beteiligten geworden, digitales Lernen heute ein fester Teil der Berufsbildung, auch wenn es unterschiedlich umgesetzt wird und konkrete Richtlinien vielerorts noch in Bearbeitung sind. 
Der Vorteil in Namibia ist: Es leben nur drei Millionen Menschen in diesem großen Land, die Akteure im Bildungsbereich – von Schulen, Universitäten, Behörden – kennen sich gut und arbeiten vernetzt zusammen. Es gibt viel Austausch, um die Prozesse gemeinsam weiterzuentwickeln. 

Wo siehst du noch Handlungsbedarf? 

Ich sehe, dass wir uns derzeit große Fragen stellen, wenn es um Digitalisierung und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz geht, die wir als globale Gesellschaft noch lange nicht beantwortet haben. Wir sollten prüfen, wie die Digitalisierung Lehrkräfte unterstützen kann, und welche Soft Skills es braucht, wenn Lehrkräfte die Schüler*innen zunehmend coachen statt unterrichten, weil diese ihre Lernprozesse selbst gestalten können. 
Die große Frage im Bildungsbereich wird also sein: Wofür kommen wir noch zusammen? Vielleicht geht es künftig mehr darum, im Raum gemeinsam kritisch zu reflektieren und zu debattieren oder die digital vermittelte Theorie in der Praxis umsetzen, vor allem in handwerklichen Berufen – denn das wird die KI nicht übernehmen. 

Was ist bisher dein größtes Learning, das du aus deiner Tätigkeit als Digital Ambassador mitnehmen konntest? 

Ich stelle immer wieder fest, dass wir in der Behörde weit vom eigentlichen Klassenraum entfernt sind und manchmal Richtlinien erarbeitet werden, die in der Praxis kaum umsetzbar sind. Es braucht also eine gute Nähe zur Zielgruppe, den Schüler:innen. Große systemische Veränderungen brauchen außerdem Zeit. Feingefühl und Netzwerke können helfen, harte Strukturen zu lösen und Neues entstehen zu lassen. 

Georgina, wir danken dir für das Gespräch!