Robin Wall Kimmerer
Geflochtenes Süßgras (Braiding Sweetgrass)
Wenn ich daran glauben darf, dass bestimmte Bücher ihren Weg zu uns suchen, dann wäre es für mich dieses Buch. Eine Freundin hatte es mir längst empfohlen, es stand auf meiner To-Read-Liste und doch wartete unsere Begegnung. In der Bücherauswahl von Myzelium Projekt, stand es da; und hat meine Beziehung zu allem Lebendigen nachhaltig geprägt.
Kimmerers Worte öffnen eine Tür in ein Verständnis von der Welt, das nicht beim Menschen endet. Ihre Erzählungen laden dazu ein, Beziehungen zu denken, die beyond human sind: nicht im Sinne einer Überlegenheit, sondern einer geteilten Existenz. Zwischen Pflanzen, Tieren, Wasser, Erde und uns entsteht ein Netz des Gebens und Empfangens, in dem die Erde nicht besessen, sondern geteilt wird. Dieses Denken verschiebt Hierarchien, weg von Beherrschung, hin zu Verbundenheit.
Die Welt als Geflecht
Dieses Buch verwebt Geschichten über Pflanzen und Menschen. Kimmerer zeigt, wie wir unsere Beziehung zur Natur neu denken können; nicht als getrennte Wesen, nicht als Beherrscher*innen oder neutrale Beobachter*innen, sondern als Teil eines lebendigen Geflechts. Ihr Schreiben verbindet westlich-akademisches Botanikwissen mit indigenem Wissen und Erzähltraditionen. Daraus entsteht ein Text, der Haltungen anbietet: Dankbarkeit, Achtsamkeit, Reziprozität, Demut – eine Perspektive, die uns als Teil eines Ganzen begreift und erinnert, dass Gerechtigkeit nur geschieht, wenn Solidarität alle miteinschließt.
Botanikerin, Storytellerin

Robin Wall Kimmerer ist Botanikerin, Mitglied der Citizen Potawatomi Nation und Professorin an der State University of New York (Center for Native Peoples and the Environment). Sie verbindet wissenschaftliche Expertise mit indigenem Wissen und schreibt aus einer zutiefst persönlichen Erfahrung heraus: als Mutter, als Wissenschaftlerin, als Angehörige einer Community. Braiding Sweetgrass erschien 2013 bei Milkweed Editions und ist inzwischen ein internationaler Bestseller.
Lernen in Ganzheiten zu sehen
Für Leser*innen, die ökologische Krisen nicht nur technisch, sondern relational verstehen wollen. Für Praktiker*innen der internationalen Zusammenarbeit, die Naturbeziehungen dekolonial reflektieren möchten. Für alle, die Storytelling als Brücke zwischen Wissenstraditionen begreifen. Dieses Buch weitet den Blick; weg von Extraktion, hin zu Gegenseitigkeit. Es eröffnet reflektierte Handlungsoptionen in der eigenen Praxis.
Ein Zitat möchte ich teilen: „Native scholar Greg Cajete has written that in indigenous ways of knowing, we understand a thing only when we understand it with all four aspects of our being: mind, body, emotion, and spirit“.
“Geflochtenes Süßgras, Die Weisheit der Pflanzen”, Robin Wall Kimmerer, Übersetzung: Elsbeth Ranke, Aufbau, 2021
Lizenzhinweis:
Indiana Humanities, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons