Chimamanda Ngozi Adichie

Americanah

Migrationsbewegungen sind eingebettet in Strukturen, die koloniale und hegemoniale Kontinuitäten widerspiegeln. Bewegungen aus der globalen Mehrheit hin zum sogenannten globalen Norden sind geprägt von diskriminierenden und dehumanisierenden Barrieren. Mit diesem Buch konnte ich in Realitäten eintauchen, die vieles von meinem eigenen Migrationsweg widerspiegeln. “Americanah” war eines der ersten Bücher, das mir die Tür zu Erzählungen meines Geburtskontinents öffnete. Es hat mir deutlich gemacht, wie oft "single stories" erzählt werden und wie gefährlich sie sind. Es wurde für mich erfahrbar wie einzigartig jede Geschichte ist und gleichzeitig wie essenziell es ist, diese Geschichten in ihrer Komplexität zu verstehen; eingebettet in die Konzepte von Migration, Rassismus, Klassismus und Gender.

Liebe, Migration und Macht: Eine Reise durch globale Hierarchien

“Americanah” erzählt die Geschichte von Ifemelu und Obinze, zwei Studierenden aus Nigeria, die sich verlieben und im Laufe der Erzählung Wege beschreiten, die sie trennen oder wieder zusammenbringen. Ifemelus Weg führt sie in die USA und schließlich zurück nach Nigeria, während Obinze vor verschlossenen Türen in den USA steht und versucht, in London ein neues Leben aufzubauen. Der Roman handelt von Liebe, Identität, Zugehörigkeit und den Strukturen der Andersmachung. Besonders eindrücklich sind Ifemelus Reflexionen, die sie in ihrem Blog festhält, in dem sie ihre Erfahrungen als Schwarze Frau in den USA teilt. Dort schreibt sie: “Ich hatte mich selbst nie als Schwarze wahrgenommen. Zu einer Schwarzen wurde ich erst, als ich nach Amerika kam.”

Adichie auf dem National Book Festival 2025, Washington
Adichie auf dem National Book Festival 2025, Washington

Chimamanda Ngozi Adichie: Eine Stimme, die weltweit gehört werden sollte

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Enugu, Nigeria, geboren. Mit 19 Jahren zog sie in die USA, um dort Kommunikations- und Politikwissenschaften, Kreatives Schreiben und Afrikanistik zu studieren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Nigeria und den USA.

Adichie zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen der Gegenwart: ein absolutes Must-read! Ihre Romane wurden international gefeiert, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Ihr TED-Talk The Danger of a Single Story machte sie weltweit bekannt, und mit We Should All Be Feminists, auch als Manifesto im Taschenbuchformat veröffentlicht, prägte sie die feministische Debatte maßgeblich.

Neben internationalen Erfolgen engagiert sie sich aktiv in der Förderung der Literatur in Nigeria. Sie gründete das Literaturmagazin Kwani?, das sich der Förderung afrikanischer Schriftsteller*innen widmet. Zudem initiierte sie Literaturfestivals und Schreibworkshops, die angehenden Autor*innen eine Plattform bieten.

Zwischen Kontinenten und jenseits der Grenzen: Was Ifemelu über Identität erzählt

Das Buch bietet die Möglichkeit, in Ifemelus Gedankenwelt einzutauchen; Gedanken, die stark autobiografisch von Adichies eigenem Leben inspiriert sind. Es ist eine wertvolle Gelegenheit, Liebes- und Lebensgeschichten zu lesen, die tief verwoben sind mit globalen, machtvoll hierarchisierenden Strukturen.
Americanah ist besonders für Menschen zu empfehlen, die über ihre eigene Positionierung, insbesondere als international migrierende Person, nachdenken möchten. Es eröffnet einen Raum zur Reflexion darüber, wie sich (post-) koloniale Machtverhältnisse in den alltäglichen Erfahrungen von Migration, Identität und Zugehörigkeit niederschlagen.

“Americanah”, S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M., 2015

“Mehr Feminismus”, S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M., 2015 (englisches Original: “We should all be Feminists”, Fourth Estate, London 2014)


Lizenzhinweis:
Sizzlipedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chimamanda_Ngozi_Adichie_1110805.jpg), „Chimamanda Ngozi Adichie 1110805“, creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode